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Max Mikuszeit1887

Name
Max Mikuszeit
Vornamen
Max
Nachname
Mikuszeit
Geburt 20. Oktober 1887 31 29
Tod einer SchwesterEva Mikuszeit
um 1887 Alter: 5
Ursache: Masern
Notiz: Zu der Zeit war in der ganzen Umgebung keine ärztliche Hilfe erreichbar.
Geburt einer SchwesterMadline „Madle Magdalene Madeline“ Mikuszeit
27. Dezember 1890 (Alter 3 Jahre)
Schule 1894 (Alter 6 Jahre)
Schule 1896 (Alter 8 Jahre)
Geburt eines BrudersDavid Mikuszeit
1898 (Alter 10 Jahre)
Adresse: Elterliche Wohnung
Konfirmation 1901 (Alter 13 Jahre)
Notiz: ...Sogar ein par nagelneue Schuhe saßen an meinen Füßen. Es waren die ersten in meinem Leben, denn bis dahin habe ich stets Klumpen (Gänserümpfe) tragen müssen.
Beruf
Dünen-Befestigungsarbeiten auf der kurischen Nehrung
1902 (Alter 14 Jahre)
Notiz: ...als Postbote bestellt. So wanderte ich täglich von Perwelk nach Nidden, wo der Seebäderdampfer die Post von Memel brachte.
Beruf
Hilfsarbeiter
um 1905 (Alter 17 Jahre)
Notiz: ...Zu jener Zeit wurden auf der Kaiserlichen Werft einige neue Trockendocks ausgeschachtet. An dieser Arbeit war auch ich eine zeitlang beteiligt..
Beruf
Hilfsarbeiter
1905 (Alter 17 Jahre)
Adresse: Krupp'schen Gußstahlfabrik
Handelsschule zwischen 1905 und 1908 (Alter 17 Jahre)
Notiz: In den Jahren 1905 bis 1908 besuchte ich in den Abendstunden die Handelsschule ''Merkur'' und vervollkommte mich im kaufm. Rechnen und der Korrespondenz. Im Krupp'schen Bildungsverein erhielt ich in den Abendstunden stenografischen Unterricht und an den Sonntagen die Lehre im Projektions- und Maschinenzeichnen.
Militär
Kaiserliche Marine
um 1909 (Alter 21 Jahre)

Beruf
Landwirt
um 1912 (Alter 24 Jahre)
Adresse: Auf dem Hof der Eltern.
Militär
Marine
zwischen August 1914 und 1918 (Alter 26 Jahre)
Notiz: Wilhelmshaven, vor Borkum, vor Memel, Libau, Kiel, Danzig, Kiel, Pula, Libau, Reval, Danzig
Tod eines BrudersDavid Mikuszeit
1918 (Alter 30 Jahre)
Ursache: gefallen
Notiz: Liste Preußen 1125, Deutsche Verlustlisten Ausgabe 1871 vom 29.04.1918, Seitenzahl 23306


Beruf
Kaufmann
1920 (Alter 32 Jahre)
Tod eines VatersDawid Mikuszeit
31. März 1928 (Alter 40 Jahre)
Tod einer SchwesterMadline „Madle Magdalene Madeline“ Mikuszeit
15. März 1930 (Alter 42 Jahre)
Ursache: Brustkrebs
Notiz: Foto 1: Ihr Sohn Walter ist gut zu erkennen. Links neben Ihm ist seine "Stiefmutter" in "Speh" aus Schwenzeln. Es kam aber anders...
Notiz: Foto 2: verlassener Hof Schimkus/Mikuszeit nach dem WK II
Notiz: Foto 3: Hof um 1932



Tod einer MutterMare (Marie) Konrad
14. August 1931 (Alter 43 Jahre)
Beruf
Verwaltung
um 1940 (Alter 52 Jahre)
Notiz: ..Als 1939 nach dem Anschluß des Memelgebietes an das Altreich auch alle wehrfähigen abkömmlichen Männer zum Kriegsdienst einberufen wurden, wurden mir zahlreiche Ämter übertragen. Neben das Standes- und das Schiedsamt mußte (Seite 71) ich auch die Geschäfte der Gemeindeverwaltung, des Amtsleiters, des amtlichen Wägers, des Schulverbandsvorstehers und des Rechners sowie den Vorsitz des Gemeindekirchenvorstehers übernehmen..
Tod eines SohnsErnst Mikußeit
um 1944 (Alter 56 Jahre)

Ursache: gefallen
Flucht 10. Oktober 1944 (Alter 56 Jahre)
Notiz: ...mit dem Segelkahn von Windenburg aus nachgefahren. Durch Zufall trafen wir uns im Lager einer Gutsschule bei Labiau. Die mitgeführten Personenstandesregister mit ihren Akten wurden bei dem Standesbeamten in Klein Reichen bei Labiau untergebracht..
Militär
Volkssturm
um November 1944 (Alter 57 Jahre)
Wohnsitz 1945 (Alter 57 Jahre)
Wohnsitz 1946 (Alter 58 Jahre)
Tod eines BrudersJohann Mikuszeit
17. Juni 1949 (Alter 61 Jahre)
Tod einer SchwesterMarie Mikuszeit
9. September 1957 (Alter 69 Jahre)
Wohnsitz 1. Oktober 1957 (Alter 69 Jahre)
Adresse: Karnaperstrasse 2
Notiz: ..Wir nehmen an, daß diese Verpflanzung wohl die Letzte in unserem Leben sein wird, denn ich selbst habe in den ersten Wochen dort ::: ::: das biblische Alter von 70 Jahren erreicht.
Chronik um 1958 (Alter 70 Jahre)

Notiz: Der dritte Zweig, Max: (der Verfasser der Chronik)
Notiz: Meine Heimat (die Lage)
Notiz: Memel
Notiz: Heydekrug
Notiz: Prökuls
Notiz: Russ.
Notiz: Kinten
Notiz: Windenburg
Notiz: Feilenhof,
Notiz: Die Kultur des Memelgebietes
Notiz: Die Wohnkultur des Memelländers
Notiz: Die Torfgewinnung
Notiz: Der Memelstrom und die Memeler Sägewerke
Notiz: Die Ausübung der Fischerei im Memelgebiet
Notiz: Der Eissport
Notiz: Die Eiseinfuhr
Notiz: Der Schaktarp
Notiz: Die Heuernte und Heuabfuhr
Notiz: Die Kurische Nehrung
Notiz: Rückschau im Allgemeinen
Notiz: Der Wächter von Szillen
Notiz: Die letzte Weihnachtsfeier in der Heimat (1943)
Notiz: Eine Schlittenpartie nach Schwenzeln
Notiz: Eisgang auf dem Haff
Notiz: Der Verkehr zur Winterszeit
Notiz: Ein Wort von Ernst Moritz Arndt, geb. auf Insel Rügen in dem Städtchen Garz

Tod einer EhefrauErdme Jakomeit
6. November 1966 (Alter 79 Jahre)
Tod
Familie mit Eltern - Diese Familie ansehen
Vater
Mutter
Heirat: nach 1880Kinten
3 Jahre
ältere Schwester
Eva Mikuszeit
Geburt: um 1882 25 24Suwehnen, Kreis Heydekrug, Ostpreußen
Tod: um 1887Suwehnen, Kreis Heydekrug, Ostpreußen
19 Monate
ältere Schwester
3 Jahre
älterer Bruder
10 Monate
er selbst
3 Jahre
jüngere Schwester
8 Jahre
jüngerer Bruder
Familie mit Erdme Jakomeit - Diese Familie ansehen
er selbst
Ehefrau
Tochter
Vertraulich
Sohn
Sohn

Konfirmation

...Sogar ein par nagelneue Schuhe saßen an meinen Füßen. Es waren die ersten in meinem Leben, denn bis dahin habe ich stets Klumpen (Gänserümpfe) tragen müssen.

Beruf

...als Postbote bestellt. So wanderte ich täglich von Perwelk nach Nidden, wo der Seebäderdampfer die Post von Memel brachte.

Beruf

...Zu jener Zeit wurden auf der Kaiserlichen Werft einige neue Trockendocks ausgeschachtet. An dieser Arbeit war auch ich eine zeitlang beteiligt..

Handelsschule

In den Jahren 1905 bis 1908 besuchte ich in den Abendstunden die Handelsschule ''Merkur'' und vervollkommte mich im kaufm. Rechnen und der Korrespondenz. Im Krupp'schen Bildungsverein erhielt ich in den Abendstunden stenografischen Unterricht und an den Sonntagen die Lehre im Projektions- und Maschinenzeichnen.

Militär

Wilhelmshaven, vor Borkum, vor Memel, Libau, Kiel, Danzig, Kiel, Pula, Libau, Reval, Danzig

Beruf

..Als 1939 nach dem Anschluß des Memelgebietes an das Altreich auch alle wehrfähigen abkömmlichen Männer zum Kriegsdienst einberufen wurden, wurden mir zahlreiche Ämter übertragen. Neben das Standes- und das Schiedsamt mußte (Seite 71) ich auch die Geschäfte der Gemeindeverwaltung, des Amtsleiters, des amtlichen Wägers, des Schulverbandsvorstehers und des Rechners sowie den Vorsitz des Gemeindekirchenvorstehers übernehmen..

Flucht

...mit dem Segelkahn von Windenburg aus nachgefahren. Durch Zufall trafen wir uns im Lager einer Gutsschule bei Labiau. Die mitgeführten Personenstandesregister mit ihren Akten wurden bei dem Standesbeamten in Klein Reichen bei Labiau untergebracht..

Wohnsitz

..Wir nehmen an, daß diese Verpflanzung wohl die Letzte in unserem Leben sein wird, denn ich selbst habe in den ersten Wochen dort ::: ::: das biblische Alter von 70 Jahren erreicht.

Chronik

Der dritte Zweig, Max: (der Verfasser der Chronik) trat am 20 Oktober 1887 in das irdisch Dasein. Er ahnte damals noch nicht was seinem Leben bevorsteht. Gerade an seinem Geburtstage fand auch er, wie der Erlöser keine rechte Herberge, denn das elterliche Wohnhaus stand zur Grundreparatur auf Stützen. Das Küchenabteil wurde in aller Eile mit Brettern abgeschlagen und die Schalung mit Säcken und Decken abgedichtet. Das hereingebrachte Stroh diente der Mutter und nach meiner Ankunft auch mir die erste Lagerstatt. Ob meines Dazwischentretens wurden die Instandsetzungsarbeiten mit dem größten Eifer weiter betrieben, denn der nordische Winter war im Anmarsch. Es ist mir noch recht erinnerlich, daß ich im etwa 3. Lebensjahre ein lackledernes Schürzchen trug damit ich beim Löffeln des Milchreises mich nicht zu sehr schmutzig mache und daß die Mutter ein Jahr später die ersterworbene Kuh auf den Hof brachte. Seite 61 Selbst an die Beschaffenheit meiner Wiege reicht das Gedächtnis zurück. Mit großer Sehnsucht wartete ich auf meinen ersten Schulgang. Ich war der dritte im Bunde der frisch und munter am frühen Morgen den weiten Schulweg antrat. Obwohl der Winter manchmal recht strenge war und große Schneewehen den Straßenverkehr lahmlegten, ließ ich mich vom Schulgang nicht abhalten. Als 1896 am Wohnorte eine Schulklasse eingerichtet wurde, war für die Schüler der Gemeinde Suwehnen dem weiten Schulgang ein Ende gesetzt. 3 Jahre später, dem Jahre meines Schulabgangs wurde daselbst eine neue, massive, einklassige Volksschule gebaut, die im folgenden Jahre in Betrieb genommen wurde. 1901 wurde ich in der evangelisch lutherischen Kirche zu Kinten entsprechend dem Wunsch meiner Eltern im litauischen Gottesdienst eingesegnet. Ich war, als meine Eltern mich zu diesem Ehrentage vom Kopf bis zu den Seite 62 Füßen neu einkleideten. Sogar ein par nagelneue Schuhe saßen an meinen Füßen. Es waren die ersten in meinem Leben, denn bis dahin habe ich stets Klumpen (Gänserümpfe) tragen müssen. Gleich nach der Konfirmation beteiligte ich mich am Schulneubau. In den Abendstunden erhielt ich vom damaligen Lehrer Petrautzki Fortbildungsstunden, weil ich ein großes Interesse zum lernen zeigte. In den 2 folgenden Sommern schloß ich mich der Schwester Marie als Dünen-Befestigungsarbeiter auf der Kurischen Nehrung an. Vom derzeitigen Forstbeamten der gleichzeitig die Aufsicht über die Befestigungsarbeiten hatte wurde ich für die Arbeiter und den dort stationierten Gefangenen als Postbote bestellt. So wanderte ich täglich von Perwelk nach Nidden, wo der Seebäderdampfer die Post von Memel brachte. Mit 17 Jahren schloß ich mich einigen Reise- Seite 63 arbeitern an die in Wilhelmshafen im Naßbetrieb unterzukommen dachten. Zu jener Zeit wurden auf der Kaiserlichen Werft einige neue Trockendocks ausgeschachtet. An dieser Arbeit war auch ich eine zeitlang beteiligt. Als meine heimatlichen Mitarbeiter einen gleichen Verdienst mißgönnten und bei der Bauleitung deswegen vorstellig wurden gab ich die Arbeit auf und fuhr nach Essen. Von der Arbeiterannahmestelle der Krupp'schen Gußstahlfabrik wurde ich als Hilfsarbeiter eingestellt. Nachdem ich seßhaft geworden war fiel mir auf wie die meisten meines Alters in bequemer Weise ihr Brot verdienten. Ich meldete mich krank und erreichte durch den Arzt eine Bescheinigung, daß ich nur zu leichten Arbeiten heranzuziehen bin. Ich durfte in den Werkbetrieben nach passenden Beschäftigungen Umschau halten. Es glückte mir in der Kanonenwerkstatt Seite 64 als Hilfsarbeiter unterzukommen. Mit der Fertigstellung der Kanonen- Werkstatt IX siedelte ich dort über, wo ich bis zu meiner Einberufung zum Militärdienst verblieb. In den Jahren 1905 bis 1908 besuchte ich in den Abendstunden die Handelsschule ''Merkur'' und vervollkommte mich im kaufm. Rechnen und der Korrespondenz. Im Krupp'schen Bildungsverein erhielt ich in den Abendstunden stenografischen Unterricht und an den Sonntagen die Lehre im Projektions- und Maschinenzeichnen. Nach meiner Einberufung bei der damaligen kaiserlichen Marine hatte ich eine Vorprüfung zur Verwaltungslaufbahn abzulegen. Auf Grund der Prüfungsergebnisse wurde ich für ein halbes Jahr auf einem Schiff zur Information kommandiert. Ich kam auf ''L.M.L Prinz Heinrich'' der in Sonderburg als Artillerie- Seite 65 schulschiff für die Ausbildung der angehenden Schiffs-Artillerieoffiziere lag. Nach Ablauf der 6 Monate wurde ich wieder der II. Matrosen-Division überwiesen, die mich bald dort der Werft-Division überwies. Von hier wurde ich für ein Jahr auf der Kaiserlichen Werft zur Ausbildung geschickt. 2 weitere Monate der Ausbildung genoß man im Artillerie-Depot. Nach Ablegung der Prüfung wurde ich dem kleinen Kreuzer ''Lübeck'' zugeteilt auf dem ich die letzte Zeit meiner Dienstjahre ableistete. Die Jahre nach der Entlassung aus dem Militärdienst half ich den Eltern in der Landwirtschaft. Im Jahre 1914 verfinsterte sich der politische Himmel, so daß mit einer kriegerischen Auseinandersetzung der Großmächte zu rechnen war. Die Landwirtschaft hatte die Roggenernte mit Ende Juli beendet und stand mitten in der Ernte des Sommergetreides als am Letzten des Monats July die Mobilmachung ausgerufen wurde. Seite 66 Während ich mein Abendbrot einnahm kam der Bruder Johann eiligen Schrittes und gab mir die Mobilmachung bekannt. Ich begab mich zum Kirchdorf wo zahlreiche Menschen versammelt waren und heftig diskutiert wurde. Die Nacht verbrachte ich beim Bruder denn am folgenden Morgen fuhren all die Reservemannschaften zum Zuge nach Mestellen die sich am ersten Mobilmachungstage sich zu stellen hatten. Mein Befehl lautete auf Danzig. Als die Morgenröte anbrach passierten wir mit unserem Leiterwagen unter Absingen des Liedes ''Morgenrot, Morgenrot, leuchtet mir zum frühen Tod'' die Ortschaft Wietullen. Am dritten Aushebungstage wurde ich als Verwalter der dort außer Dienst gestellten Küstenpanzerschiffe zugeteilt. Ich sollte das Schiff ''Beowulf'' in Dienst stellen. Nach und nach wurde die Besatzung vollständig. Nach der Indienststellung dampften wir nach Wilhelmshafen. Hier erhielten wir die Order vor Borkum in Wachposition Seite 67 zu gehen und den Vorpostenpunkt für die Nordsee zu übernehmen. Als aber die russischen Truppen in Memel einfielen fiel uns die Aufgabe zu dem Landheer zur Unterstützung nach Memel zu dampfen um die Eindringlinge wieder hinauszuwerfen. Leider trafen wir erst ein, als die Stadt schon gesäubert war. 1916, am Tage vor Ostern erhielten wir den Befehl nach Libau zu Hilfe des Landheeres auszulaufen. Von Libau operierten wir mit den Landsern zusammen. Als unsere Kesselanlage in die Brüche gegangen war, mußten wir nach Kiel in die Werft. Nach der Wiederherstellung wurde noch einige Zeit Vorpostendienst versehen und dann im Februar 1917 in Danzig wieder außer Dienst gestellt. Ich wurde nach Kiel beordert, auf Tropenfähigkeit untersucht und nach dem österreichischen Hauptkriegshafen Pula in Marsch gesetzt. Da ich von vornherein zur Bildung einer neuen U-Bootbasis in Cattaro an der Adria bestimmt war, sollte ich nur 4 Seite 68 Wochen zur Information über U-Boot-Verwaltung daselbst verbleiben. Als diese Zeit abgelaufen war bestieg ich ein U-Boot und begab mich zur neuen Dienststelle. In Cattaro nistete ich mich zunächst auf einen österreichischen Handelsdampfer ein der als Stützpunkt für unsere Boote diente. Bei der Weiterentwicklung wurde ein zweites Passagierschiff als Wohnschiff für die U-Boot-Offiziere eingestellt. Da der Handelsdampfer mit Mienen und Torpedos vollgestopft war erschien mir bei der dort vorherschenden Hitze nicht geheuer. Ich siedelte folgedessen auf das Wohnschiff über und richtete meine ::: im Rauchsalon II. Klasse ein während mein Schlafgemach eine Schiffskabine bildete. Ein Nervenzusammenbruch brachte mir einen 6 wöchigen Heimaturlaub ein. Cattaro habe ich nicht wiedergesehen. Meine nächste Order war den Oberverwalter vom Küstenbezirksamt Libau während seiner Krankenbehandlung zu vertreten und nach seiner Rückkehr Seite 69 ein Küstenbezirksamt in Reval einzurichten. Das Arbeitsgebiet erstreckte sich in der Verwaltung der Hafenfahrzeuge, der Leuchtfeuer, der Feuerschiffe, der Nachrichtenstellen, des Be::::wesen in ::: und der erbeuteten Magazine auf der Werft. Im November 1918 hatten unsere Blaujacken gemeutert. Zunächst plünderten sie das Lebensmittellager, bemächtigten sich der von Petersburg eingetroffenen deutschen Handelsschiffe und fuhren eigenmächtig nach Hause. Damit war das allgemeine Signal zur Revolution gegeben und der Krieg 1914/18 entschieden. Mit einem kleinen Paddeldampfer, der für die meuternden Matrosen wohl zu klein erschien bin ich zusammen mit dem Stab, der treu zum Vaterland stand heimwärts gedampft. Wir legten in der Danziger Werft an und sind ohne von der Truppe entlassen zu werden aus dem unseligen Kriege heimgekommen. Dabei waren die wildesten Gerüchte im Umlauf. Seite 70 Im Winter des Jahres 1918 zu 1919 lernte ich die Halbschwester meiner Schwägerin (Bruders Frau) kennen. Das öftere Begegnen führte Pfingsten 1919 zur Verlobung und am 19. November des gleichen Jahres zur Eheschließung. Kurz vor der Hochzeit hatte ich mich im Hause meines Bruders niedergelassen und mich geschäftlich etabliert. Die Geschäftseröffnung fand jedoch erst nach der Eheschließung statt. Die Geschäfte wurden sodann bis zu unserer Flucht im Oktober 1944 fortgeführt. Nahezu ein Viertel Jahrhundert lebten wir daselbst in Freud und Leid. Sechs Kinder wurden uns geboren, von denen drei in oder bald nach der Geburt verstorben sind. Die Söhne Kurt und Ernst sowie die Tochter Gertrud sind uns erhalten geblieben. Als 1939 nach dem Anschluß des Memelgebietes an das Altreich auch alle wehrfähigen abkömmlichen Männer zum Kriegsdienst einberufen wurden, wurden mir zahlreiche Ämter übertragen. Neben das Standes- und das Schiedsamt mußte Seite 71 ich auch die Geschäfte der Gemeindeverwaltung, des Amtsleiters, des amtlichen Wägers, des Schulverbandsvorstehers und des Rechners sowie den Vorsitz des Gemeindekirchenvorstehers übernehmen. Mit unserer Ausweisung begann auf der Flucht ein kummervolles Leben. Es ging von einem Lager zum anderen nirgends war man zu Hause. Sohn Ernst war im Juni Soldat geworden. Während Frau und Tochter am 7. Oktober 1944 per Motorboot über Heydekrug in Richtung Labiau abdampften, bin ich am 10. Oktober mit dem Segelkahn von Windenburg aus nachgefahren. Durch Zufall trafen wir uns im Lager einer Gutsschule bei Labiau. Die mitgeführten Personenstandesregister mit ihren Akten wurden bei dem Standesbeamten in Klein Reichen bei Labiau untergebracht. Nach einigen Tagen mußten wir mit einem Transportzug weiter, der uns nach Münsterberg, Kreis Heilsberg hinbrachte. Hier mußte ich Frau und Tochter im Stiche lassen und mich in den Reihen Seite 72 des Volkssturms eingliedern. Also mußte ich zurück nach Labiau um in die Front eingewiesen zu werden. Beim ersten Lagerwirt war inzwischen die an Sohn Ernst gesandte Feldpost zurückgekommen mit dem Vermerk ''Gefallen für Grossdeutschland''. Ich erbat mir von der Dienststelle einen 3 wöchigen Urlaub, fuhr nach Münsterberg um meine Familie in Kenntnis zu setzen. Am folgenden Tage erging hier die Order zum Weitertransport. Diesmal ging es bis auf die Insel Rügen. Nach Ablauf meines Urlaubs besuchte ich auf dem Wege zur Ostfront meinen Sohn Kurt der infolge Gelbsucht-Erkrankung im Lazarett in Gotenhafen lag. Am gleichen Tage wurde auch das Lazarett nach Neustadt in Westpreußen verlegt. Nachdem ich von ihm am Krankentransportzug Abschied genommen hatte setzte ich meine Reise nach Labiau und Heinrichswalde in Ostpreußen fort, wo in der Nähe der Volkssturm seinen Stand hatte. Seite 73 In einer verlassenen Kate hatten wir mit 4 Mann unser Quartier aufgeschlagen. Unser Leben war sehr eintönig obwohl wir mit Bunker- und Schützengraben bauen beschäftigt waren. Als die Aufklärungstätigkeit der Feinde immer größer wurde und die Front nur schwach besetzt war erging eines Tages im Februar der Befehl zum Rückmarsch und Bezug von neuen Stallungen. Bei diesem Tag- und Nachtmarsch habe ich mir einen Leistenbruch zugezogen und konnte nicht mehr weiter. Daraufhin wurde ich von der Truppe zum Krankenrevier entlassen. Ich schleppte mich bis Labiau. Von hier wurden wir mit einem Krankentransportzug über Königsberg, Braunsberg, Elbing bis nach Köslin transportiert, wo wir in der Schule Aufnahme fanden. Nach 2 Tagen wurden die Volkssturmmänner durch die dortige SS-Standarte in Schlawe in Pommern in die neue Front eingewiesen. Auf meine Krankmeldung Seite 74 wurde ich nach Köslin zurück verwiesen. Da keine Dienststelle für mich mehr Verwendung hatte, durfte ich zu meiner Familie auf Rügen zurückkehren. Im zweiten Insulanerjahr meldete sich der aus der engl. Gefangenschaft entlassenen Sohn Kurt, der bei einem Bauer in Holstein Dienst tat. Bald darauf war er zu seinem Cousin Hans gestoßen, der in der englischen Dienstgruppe in Hannover Dienst tat. Eines Tages sandte uns Hans ein Telegramm, daß der Sohn Kurt schwer erkrankt ist und wir bald kommen sollen. Einige Tage später begab ich mich auf Reisen, ging schwarz durch die Zonengrenze und erreichte ohne Schwierigkeit Hannover. Dort mußte ich feststellen, daß das Telegramm nur eine Vertauschung war und der Sohn wohlbehalten in die Stadt ausgegangen war. Von Hannover ging ich nach Uelzen im Lager und dann weiter nach Poggenhagen im Zeltlager und schließlich nach Hannover im Bahnhofsbunker. Seite 75 Ich sollte in Hannover seßhaft werden, was mir nicht zusagte. Durch das Wohnungsamt bemühte ich mich in einem ländlichen Bezirk unterzukommen. Auf diese Weise gelang es mir in Badenfelde an der Weser unterzukommen. Nachdem ich bei Horstmann neben der Gärtnerei die Wohnung bezogen hatte benachrichtigte ich die Frau und Tochter auf Rügen, daß auch sie zusehen sollen nach dem Westen zu kommen. Die Tochter wurde einem Kindertransport angeschlossen und die Frau begab sich auf gut Glück auf Reisen. Die Frau traf ''Heilig Abend 1946''in Bodenfelde ein. Die Tochter dagegen traf erst über den Bahnhofsbunker Hannover im Februar 1947 bei uns ein. Was die Zukunft in ihrem Schoße birgt, weiß Gott allein. Er, der Wolken, Luft und Winden Lauf und Bahn gibt, der wird auch Wege finden wie wir unser Leben beschließen sollen. Seite 76 Bildtitel: Max der Verfasser der Chronik, Aufnahme 1952 in Bodenfelde Im Werden und Vergehen der Menschheit erfüllet der Spruch, daß mit des Geschickes Mächten kein ew'ger Bund zu flechten ist seine volle Wahrheit. Gott fügte es, daß wir 1946/47 als Flüchtlinge in Bodenfelde an der Weser uns wiederfanden. Die folgenden Jahre ließen uns jedoch erkennen, daß am Orte keine rechte Arbeits- somit auch keine Verdienstmöglichkeit bot. Zunächst bemühte sich der Sohn Kurt im Ruhrgebiet eine Arbeitsmöglichkeit zu finden. Es gelang ihm bei der engl. Dienstgruppe unterzukommen. Als Tochter Gertrud ihre Kaufm Lehre in Göttingen beendet hatte, fuhr sie im ersten Seite 77 Sommer schon als Angestellte ihrer Lehrfirma in den Ferien zu ihrem Bruder nach dem Rheinland. Sie bemühte sich sofort um eine Anstellung als Stenokontoristin bei der Maschinenfabrik Robert Zapp in Hilden. Nach der Rückkehr kündigte sie ihre Arbeitsmöglichkeit und nahm die beworbene Stelle in Hilden an. Die Jahre gingen dahin. Als wir uns in Bodenfelde verwaist fühlten entschlossen wir uns Anfang des Jahres 1955 einen Antrag auf Ansiedelung nach dem Rheinland zu stellen um mit den Kindern zusammengeführt zu werden. Unserem Antrage wurde zugestimmt, so fügte es Gott, daß wir zum 1. Oktober 1957 nach Hilden in der Karnaperstraße 2 in eine Neubauwohnung umgesiedelt wurden. Wir nehmen an, daß diese Verpflanzung wohl die Letzte in unserem Leben sein wird, denn ich selbst habe in den ersten Wochen dort ::: ::: das biblische Alter von 70 Jahren erreicht.

Chronik
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